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Samstag, 28. April 2012

Kurz und bündig

SUPERMAN

Richard Donners Film aus dem Jahr 1978 ist immer noch als der Startschuss ernstgemeinter und ernstzunehmender Superheldenverfilmungen im Gewand des Event-Blockbusters erkennbar. Doch mehr besitzt Donner auch den Mut, mit den Stilmitteln verschiedener Kinogenres zu spielen. Wenn er dem Mythos schon nicht zersetzend zu Leibe rücken möchte, so doch mit den Mitteln der Kinomagie. Abseits der damals und z.T. auch heute noch beeindruckenden Spezialeffekte, werden wir durch die Transzendenz des Musicals in die Gedanken - und Zwischenwelten eines Gottes geholt. Ein Lufttanz zwischen den Wolken wie Fred und Ginger, dank unmöglicher Kräfte in die Vorstellungskraft des Möglichen übertragen. Eine Erlöserfigur, eine männliche Potenz, ohne Sexualität, kontrastiert durch überholte Wertvorstellungen im Bann gehalten. Unermessliche Macht benötigt Demut und Entsagen können, sonst wird sie gefährlich.

DIE WILDEN SCHLÄGER VON ROCKERSTOWN

Eine weitere Variante im Rockeruniversum um den Versuch ein konventionelles Leben zu führen. Deutlich sind die Westernanleihen zu erkennen, wenn es nicht um Pferde- sondern um Motorraddiebstahl geht. Der unangepasste Loner, mit Cowboyhut, muss sich sein Eigentum von wilden Rockern zurückholen. Jetzt sind es nicht mehr Indianer, sondern degenerierte Weiße, die marodierend, plündernd und vergewaltigend durch die Lande ziehen. Ähnlich wie die Indianer haben sie einen Ehrenkodex. Eine abgelegte Squaw - hier eine durchgefickte Motorradschlampe im Minirock - wird unserem Loner auf die zerschlagene Visage geworfen. Soll er sich mit ihr amüsieren. Interessant in seinem konservativ-misogynen Ende, welches, anders als bei John Fords RINGO, keine Zukunft für den Rache fordernden Loner und die Hure sieht, sondern alles schön beim Alten und Gewohnten lässt.

SCHWULE MÜTTER OHNE NERVEN

Überkandidelte und hysterische Schwulenkomödie im Stile der Filme Almodovars, die ihre Spießigkeit und Verklemmtheit kaum verbergen kann.

SUPERMAN II - ALLEIN GEGEN ALLE

Hier muss sich der Allmächtige nun mit seiner dunklen Seite konfrontieren und das gleich dreimal. Drei Kryptonier, alle mit der gleichen Macht wie der Exilant ausgestattet, stehen für die drei Versuchungen. Die sexuelle Gier, verkörpert durch eine androgyne Schönheit, die reine Kraft, verkörpert durch einen tumben Klotz und die Intelligenzija, verkörpert durch den machthungrigen General Zod. Diesen drei Versuchungen muss Superman widerstehen und sogar die reine Liebe vergessen. Das Entsagungsprinzip des Individuums ist in diesem Film geradezu vorbildlich zu erkennen, damit es, in Relation zu seinen Fähigkeiten, als Held angesehen werden kann.

IM LAUF DER ZEIT

Eine freie Entwicklung aller Figuren, in all ihren Fehlbarkeiten erkennbar, ohne denunziert zu werden, als Spiegelbild einer aufgebrochenen und schon wieder am Ende stehenden Generation und Zeit. Geschickt verknüpft mit den Elementen amerikanischen Genrekinos. Der Loner hat Angst vor der Verantwortung und flüchtet sich in die Illusion der pop-kulturellen (Kino-)Mythen, schneidet Loops aus Vergewaltigung, Hard Core und Explosionsfantasie aneinander und verführt damit die Vorstadtschönheit, die abgestumpft in einem deutschen Dasein als alleinerziehende Mutter existiert. Der Selbstmörder lässt alles hinter sich und versucht aus einem wackeligen Selbstfindungstrip Rückschlüsse auf die Sinnhaftigkeit einer bürgerlichen Existenz zu ziehen. Marxistische Überlegungen der Ausbeutung? Ja, ...ja und nein. Selbst ausbeutend, aber entschleunigend. Mit der Zeit arbeitend und dadurch das Ehrliche erkennbar machend. Die Trägheit des sich treiben lassen als Monotonie, mit seinen Gedanken und Gefühlen allein sein zu müssen. Schwarz/Weiß gibt dieser Kinorealität einen Sinn. In Farbe wäre es eine nicht zu ertragende Tristesse.

STARSHIP TROOPERS II - HELD DER FÖDERATION

Mir auch beim zweiten Mal immer noch sehr gut gefallende DTV-Fortsetzung, welche den Feind in das Innere holt. Bodysnatcher infiltrieren den Menschen, zersetzen die Spezies genetisch und wollen so eine Extinktion abseits eines physikalischen Alter/Ego-Kampfes. Hierarchiestrukturen dienen als Leitfaden für die virale Infektion und das Militär als männlich strukturierte Organisation kann nur auf Destruktion basieren. Die flüchtende Mutter, einst selbst martialische Kämpferin, erkennt in ihrem Entsetzen die Fehlbarkeit des Systems, dem sie selbst diente und nun als Gebährmaschine weiter dienen wird.

EIN AUSGEKOCHTES SCHLITZOHR

Die Drosselung amerikanischer Autos auf 85mph beschert uns hier einen der wundervollsten Autoverfolgungsjagdfilme mit ihren Rollenklischees perfekt entsprechenden Darstellern. Denkwürdig Jackie Gleason als Karikatur eines Südstaatensheriffs. Faszinierend in seiner Durchschreitung des Landes auf einer ständig vorwärts gehenden Linie, dem Prinzip der Verfolgung als archaisches Ritual des Wettstreits und der (scheinbaren) Endlosigkeit. Der amerikanische Pionier kann nur in dieser ständigen Bewegung jenseits all seiner Widersprüchlichkeit existieren.

SUPERMAN III - DER STÄHLERNE BLITZ

Das von zwei Juden erschaffene post-zionistische Geschöpf mit der christlichen Einstellung steht diesmal einem anderen Mis-Fit gegenüber. Der in der amerikanischen Gesellschaft unterdrückte und zu Beginn aus dem System gekickte Afro-American entpuppt sich als Genie am Computer und kann damit sogar Superman gefährlich werden. Die blonde Dumpfmaus liest Kant im Vorbeigehen und übt Kritik an seiner Kategorialtheorie und auch Supi selbst muss sich mit seiner inneren Zerrissenheit konfrontieren. Ganz im Stile des Mannes aus Stahl muss der schizophrene Kampf einer multiplen Persönlichkeit Mann gegen Mann, Faust gegen Faust geführt werden.

DIE WILDEN ZEHN

Ted V. Mikels, der, wie ich lesen musste, nicht mehr mit seinem Harem auf einem Schloss in Kalifornien lebt, inszeniert hier einen seiner komplexesten, vielschichtigsten und konzeptioniertesten Filme. Sexuelle Fantasien einer schlagkräftigen Frauentruppe, die unter Tage arbeitet, aber aufgrund einer fehlgeschlagenen Sprengung die Schnauze voll hat vom ehrlichen Leben, werden hier nutzbar gemacht, ohne voyeuristisch-verklemmten Blick und mit viel formalem Gespür. Das Arbeiten mit der Freeze-Frame-Technik erinnert an frühe Arbeiten Richard Fleischers aus den 1940er Jahren, imitiert die Ikonizität des Comic und bündelt Plot-Points mit Einblendungen in bunter Schrift, deren Schrifttyp, sowie das Stilmittel selbst, reichhaltig von Tarantino und dessen Epigonen übernommen wurden. Ein Aufbruch dieser Struktur erfolgt im Anstaltsszenario und hier verliert sich Mikels dann etwas im homosexuellen S/M-Bereich. Seine Breitseite gegen Kirchenwahn, der an sexuellen Sadismus gekoppelt ist, sowie die Dominanz weiblich-herrischer Machtstrukturen, erscheint ehrlich gemeint, sowie auch die Rache der Insassinnen. Wie allerdings das Ende zu deuten ist, wenn die verbliebenen der "wilden Zehn" in die ultimative Patriarchartsstruktur eines Ölscheichharems geraten zu deuten ist, muss ich mir noch überlegen.