Tonfilm Nr. 18 ist in mancherlei Hinsicht ein Film des Abschieds. Es ist der letzte Film, den John Ford mit Will Rogers gedreht hat bzw. ist es der letzte Film Rogers überhaupt, da er wenige Wochen nach den Dreharbeiten bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Es ist der letzte Film, den Ford für die Fox Film Corporation realisiert hat, da William Fox entmachtet worden war und die FOX und die Twentieth Century Pictures zur Twentieth Century Fox fusioniert wurden. Die neue Produktionsleitung hatte nun Darryl F. Zanuck inne. Und es ist ein Abschied bzw. das Ende der frühen Tonfilm-Phase Fords. Da dieser Film vertraglich noch festgelegt war, wurde er realisiert, doch der alles überstrahlende Erfolg von Fords DER VERRÄTER sorgte dafür, dass Zanuck anderes mit ihm vorhatte. Ford sollte endlich weg von diesen "kleinen" Filmen. Und so lässt sich sagen: zu einem wunderbareren Abschluss dieser Phase hätte Ford kaum finden können.
Erzählt wird die Geschichte des Quacksalbers "Doc" John Pearly, der seine Wundermedizin "Pocahontas" flussauf und flussab an die Leute verhökert. Sein Neffe Duke ist Steuermann eines Mississippi-Raddampfers und "Doc" und Duke haben ihre Ersparnisse zusammengelegt, um sich selbst einen Dampfer zu kaufen. Das "alte Mädchen" ist in einem furchtbaren Zustand, doch "Doc" ist guter Dinge. Als Duke schließlich verspätet bei "Doc" eintrifft, hat er eine Frau, fast noch Mädchen, im Schlepptau. Es ist Fleety Belle, ein Mädchen aus den Sümpfen. Vom Sumpf-Volk hält "Doc" nicht viel, bezeichnet sie sogar als Abschaum und es gibt sofort Krach zwischen "Doc" und Fleety. Doch Duke hat ernste Probleme. Er ist mit einem Mann in Streit geraten, wegen Fleety, und beim Handgemenge ist der Andere ums Leben gekommen. Eigentlich war es Notwehr, da der Andere Duke mit einem Messer angegriffen hat, aber das hat nur eine Person gesehen und die ist nicht ganz dicht. Es handelt sich um den Prediger "New Moses", der flussauf, flussab Seelen rettet. Kann er bezeugen, dass Duke in Notwehr gehandelt hat? Ein irrsinniges Schaufelraddampfer-Rennen kann darauf als einziges eine Antwort geben.
Berton Churchill. In allen drei Ford-Rogers-Kollaborationen spielt er einen Vertreter irgendeiner Rubrik, die gutgläubige Bürger aufs Kreuz legen. Bei DR. BULL spielte er den gewinnsüchtigen Geschäftsmann und Kapitalisten. In JUDGE PRIEST spielte er den Senator, der ins Weiße Haus will und der typische Bauernfänger ist. In MIT VOLLDAMPF VORAUS ist er nun der salbadernde "Himmelskomiker", der glaubt der neue Prophet zu sein

"Doc" verkauft sein hochprozentiges "Pocahontas"

Duke kommt in einer regnerischen Nacht mit Fleety Belle auf die Claremore Queen

Duke stellt sich dem Sheriff wegen Mordes. Dieser ist zu faul die Treppen runterzugehen und bittet Duke sich selbst einzusperren. Danach soll "Doc" den Schlüssel an den Nagel vor der Tür hängen

Belles Hinterwälderfamilie macht jedem Backwood-Horror-Film Ehre. Ihr Vater meint, er hätte sie schon an einen anderen Mann verkauft. Sie könne nicht bei diesem Abschaum vom Fluß leben. Sie seien schließlich Sumpf-Leute

Verdrehte Welt. Belle möchte mit "Doc" den Fluß befahren, da sie ein Museum auf dem Schiff errichtet haben und so Geld für einen guten Anwalt zusammenbringen wollen. Belle verabschiedet sich, weil ihr Schiff ausläuft

Ohne entlastenden Zeugen schlägt der Prozess fehl. Duke wird zum Tode durch Erhängen verurteilt. Vorher heiraten sie im Gefängnis in einer Mischung aus Feier und Toten-Feier. Der Sheriff berichtet noch freudig, dass das schon seine 14. Ehe ist, die er schließt, bevor der Mann am nächsten Tag aufgehängt wird. Jetzt noch eine und er hält den Rekord

Das Irrsinnsrennen beginnt. Ford karikiert hier das Hollywood-Prinzip, dass Action jegliche Handlungslogik auflösen kann

Belle hält im Rennen das Steuer

Während des Rennens wird das Schiff zum Irrenhaus. Da man nicht genug Feuerholz hat, zerlegt man das Schiff, um den Kessel zu befeuern und das Schiff doch noch ins Ziel zu kriegen

In klassischer Ford-Pose - Ford saß gerne so auf seiner Veranda und ließ nahezu alle seine Figuren wenigstens einmal so sitzen - sitzt Rogers/"Doc" auf seinem Dampfer. Es ist sein Abschied

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